Botanik

Liebe Gäste,

wir hoffen, dass Sie die Zeit in unserem Ferienhaus mit seinem Garten so erleben werden, wie Sie es sich gewünscht haben. Wir haben diesen nach unseren Vorstellungen eingerichtet. Nach dem Erwerb des Grundstückes haben wir nach 1973 eine ganze Reihe exotischer Pflanzen angepflanzt, die wir Ihrer Beachtung empfehlen, wenn Sie sich überhaupt für Pflanzen interessieren. Den groß gewordenen Bäumen zuliebe haben wir dem Haus den Namen „Los Palos Altos" gegeben.

Bambus

Den Anfang machte Bambus, von denen noch einige Arten überleben. Nachdem China zugänglich wurde, hat sich die Nomenklatur vor allem unter dem Einfluss der Universität von Nanjing (Prof. Geng Bojie) oder des Wangjianglou Parkes in Chengdu geändert. Europäische Botaniker klassifizieren Pflanzen nach der Morphologie der Blüten, was bei manchen Bambusarten schwierig ist, da sie manchmal seit Menschengedenken nicht geblüht haben. Eine andere Art der Nomenklatur, wie sie von chinesischen Wissenschaftlern gebraucht wird, geht von der Morphologie der vegetativen Organe aus, wobei die Blattscheiden der jungen Triebe massgeblich sind, deren Erscheinungsformen allerdings von den Umständen abhängig sein können. Die von uns verwendeten Namen folgen nicht immer der Entwicklung der Nomenklatur. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Arten in viele Sorten aufgespaltet haben. Prägend war für uns das Buch von A. H. Lawson, der lange Zeit den Garten Pitt White von Dr. Much in Uplyme, Devon bei Lyme Regis, Dorset, in Südwestengland betreut hat.

Wie bei Bambus üblich, sterben nach dem Blühen, das in unregelmässigen und nicht vorhersehbaren Abständen erfolgt, die Pflanzen ab. Diese Geschichte lässt sich schon in unserem Garten verfolgen. Bei Fargesia ((Arundinaria) murielae ergab der Blühzyklus am Ende der 90er Jahre, der in Dänemark schon 1976 begonnen hatte, eine Zeitspanne zwischen verschiedenen Standorten bis zur Massenblüte von 20 Jahren. Im Algemeinen wird mit einer Zeitspanne für das Auftreten von Blüten von 10 Jahren gerechnet.

Arundaria pumila

Den ersten Erfolg hatten wir mit dem kleinen Bambus, der unter dem Küchenfenster steht und dessen Ausläufer sich weit unter den Platten befinden und schon ins Wohnzimmer vordringen, was für diese Bambusart typisch ist. Der Name ist Arundinaria pumila, die „Kleine". Kennzeichnend für Arundinaria ist der drehrunde Halm (Stamm), die Phylostachis-(Fargesia-) Arten haben am Blattansatz eine Einkerbung. Herr Fasse, der unsere Gärten mitversorgt, versucht, die Pumila zumindest an dieser Stelle auszurotten.

Pseudosasa japonica

Den ersten Eindruck haben sie bei der Einfahrt in unser Grundstück von dem mächtigen Bambus bekommen. Es ist eine Pseudosasa (Arundinaria) japonica, manchmal auch Sasa japonica genannt. Die Art ist von Bambusa vulgaris schwer zu unterscheiden. Die Art Pseudosasa japonica wurde um 1850 zuerst nach Frankreich eingeführt. Wir haben unsere Pflanzen 1973 von Wachter, Pinneberg bezogen und zunächst in unserem Hausgarten in Köln angepflanzt, dann nach Rancho Grande verpflanzt. In den Jahren 1986 und 1987 haben alle Pflanzen reichlich geblüht, wonach die Halme abgestorben sind. Die abgestorbenen Halme haben wir geschnitten, wonach neue Trieb erschienen sind, 1995 war die Hecke wieder voll und dicht und hat sich in den Rasen ausgebreitet und umfasst jetzt die Araucaria, die Anden-Tanne.

Arundinaria (Fargesia) murielae

Bei der Liguster–Hecke entlang der Strasse zum Haus hin stand eine dichte Bambushecke mit sehr schönem Wuchs: (Sin-) Arundinaria murielae, auch Fargesia murielae genannt. Die Art wurde 1907 von Ernest Wilson in China entdeckt, der sie nach seiner Tochter benannte. Sie wurde 1913 im Botanischen Garten in Kew bei London angepflanzt. Sie wird gern mit Arundinaria (Fargesia) nitida verwechselt, die Farben der jungen Halme sind Unterscheidungsmerkmal: A. muriela hat grüne Halme, bei A. nitida sind die jungen Triebe braun-violett. Unsere Pflanzen wurden 1967 und 1969 im Garten Center Köln erworben und zusammen in unserem Kölner Garten angepflanzt. Der gross gewordene Stock wurde 1975 in 11 Stöcke geteilt und in Rancho Grande entlang der Grenze zur Strasse ausgesetzt. Daraus entwickelte sich eine schöne und stattliche, dicht geschlossene Hecke. Nach der Blüte von 1996 starben alle Pflanzen, gleichzeitig mit denen im Kölner Klinikum, ab. Nach dem Ausgraben der Wurzelreste entdeckten wir 2 Sämlinge, einen grösseren am Stamm des Ginkgo, einen zweiten am Rand des Rasens bei der Kirschlorbeerhecke, die noch nicht versetzt wurden.

Arundinaria (Fargesia) nitida,
"Dunkelgrüner Schirmbambus", „Fountain bamboo"

Dies ist der anmutigste Bambus dieser Gattung, der früher den Namen Arundinaria hatte, daher auch der Name „Queen of the Arundinaria". Die Art ist extrem winterhart, bei voller Sonne und Trockenheit, auch im Winter rollen sich die Blätter vorübergehend ein, um bald wieder die im Englischen mit „graceful" oder „dainty" beschriebene Form zu erreichen. Diese Art hat 1889 den Weg nach Großbritannien über St. Petersburg erreicht, wohin der erste Samen von Russen in den frühen achtziger Jahren aus China gebracht wurde (Überbringer M. Berezovski). Die Besitzer der britischen Gärtnerei, die den Samen direkt von dem Direktor Dr. Regel erhalten haben, waren James und John Veitch, nach denen mehrere Pflanzen genannt werden u. a. eine Palmengattung, deren Art „Veitchia merrillii", die wegen der bunten Früchte auch „Weihnachtspalme" genannt wird. Eine Bambusart, die wegen der weiß geränderten Blätter besonders schmuckvoll ist, ist Sasa veitchii, die wir in Bonn haben.

Es kann vermutet werden, dass der von Petersburg weiter verbreiterte Samen Teil der ursprünglichen Lieferung war, da Dr. Regel, wenn seine Pflanzen geblüht hätten und abgestorben wären, die Früchte ungern weggegeben hätte. Es ist mir nicht bekannt, wie lange welche Bambussamen keimfähig bleiben. Ich habe aus Chile Samen der dortigen Gattung Chusquea erhalten, die ich zunächst sorgfältig aufgehoben habe, um die Besonderheiten kennen zu lernen. Als ich sie nach 3 Jahren ausgesät habe, waren die Samen nicht mehr keimfähig, was ich inzwischen auch aus der Literatur gelernt hatte.

Arundinaria bzw. Fargesia nitida soll eine der Bambusarten sein, von denen sich die Pandabären ernähren. Wenn sie blühen und infolgedessen absterben, soll die Population der Pandabären darunter leiden. Das natürliche Verbreitungsgebiet in China (Nordszechaun, Gansu, Ningxia, Shaanxi) liegt zwischen 2400 und 3400 Metern. Da der Import der Nitida nach Mitteleuropa über Samen erfolgte, sog. Berezovski-Sämlinge, ist nicht gesichert, dass alle Pflanzen in Europa genetisch identisch sind wie das der Fall ist, wenn nur eine Pflanze importiert wurde, die in Europa ungeschlechtlich vermehrt wurde. Es ist damit zu rechnen, dass die Zeit der Blüte bei Nitida variiert.: 1968 schreibt Lawson, es gäbe keine Nachricht einer Blüte ausserhalb des angestammten Verbreitungsgebietes, die Chinesen würden annehmen, dass Nitida nur einmal in 100 Jahren blühen würde. Blüten von Nitida habe ich in der Literatur, die zum Teil vom „Fargesienring" (<http://www.fargesienring.de>) stammt, im Internet gefunden. Es ist bekannt, dass der bisher angenommene Blühzyklus von 100 Jahren nicht stimmt. Die ersten Meldungen über blühende F. nitida in Europa kamen 1992 aus Cornwall, 1995 von der Isle of Man und etwas später vom Treban Garden in Cornwall. 1999 wurde von Produzenten in Belgien, Deutschland und den Niederlanden blühende F. nitida gemeldet. Aus Dänemark wurden zu derselben Zeit Blüten von F. nitida gemeldet. Ob die Blüte unserer Pflanzen im Jahr 2003/4 zu diesem Blühzyklus, der 1992 begann, gehört, ist eher unwahrscheinlich. Da die Blüten gleichzeitig in Bonn und in Seeland aufgetreten sind, sind äussere Faktoren für das Auslösen des Blühens unwahrscheinlich, eher ist auf eine gemeinsame genetische Auslösung zu denken. Inzwischen wurden neue Pflanzen der F nitida aus Asien importiert, so 1986 aus einer Höhe von 3000 Metern. Von Experten werden von F. nitida viele Klone unterschieden.

Unsere Pflanzen gehen auf 3 „Rhizom cuttings" zurück, die wir 1969 von unseren irischen Freunden erhalten haben. Die Art wurde durch G. Jackmann & Sons aus Woking, Surrey, dem späteren Wohnort von Nowlans, bestätigt. 1972/73 hatte unsere Pflanze zahlreiche Triebe, die in Köln 170 cm erreichten. Im März 1975 wurde der Stock geteilt, ein Teil im Rancho Grande, Kamperland ausgesetzt. Beim Umzug von Köln nach Bonn 1977 haben wir einen Stock mitgenommen. Er hat sich dort bis zur Blüte 2003/4 gut entwickelt.

Unsere Nitida-Hecke ist 2003/4 nach der Blüte abgestorben, die Reste sind am Durchgang zum Grundstück Venuslaan 26 noch erhalten. Wir wollen abwarten, ob sich in der Hecke Sämlinge finden lassen oder ob sich in der toten Pflanze neue Triebe entwickeln. Die gleichzeitig abgeblühte Hecke in unserem Hausgarten in Bonn haben wir beseitigt. Dabei fanden sich 6 Sämlinge in der Umgebung der alten Hecke, die wir eingepflanzt haben und hoffen, dass sie sich zu grossen Pflanzen entwickeln. Im Verlaufe des Sommers 2005 entspross aus dem ausgeräumten Bambusbett weiterhin ein neuer Wurzelaustrieb.

Jushania juansarensis ‚Pit White’

Die Geschichte dieses Bambus ist genau so ausgedehnt, wie die Auswüchse dieser Pflanze. die daher auch den Namen „Wucherbambus" bekommen hat. Sie hängt mit unserem ersten Buch über Bambus zusammen, das uns in die Welt des Bambus einführte und den Wunsch hervorbrachte, bei nächster Gelegenheit Uplime in Dorset zu besuchen und dort den Garten und das Haus „Pit White" von Dr. Mutch zu suchen. Diese Gelegenheit ergab sich im Anschluss an einen Kongress in Southampton im September 1979. Nach langem Umherirren in dem Ort, der sich in einer zur See führenden Schlucht versteckt, fanden wir das Haus des Kollegen Mutch, das aussah wie aus einem Buch von Agathe Christie. Nach mehrmaligem Umkreisen, bei dem wir keinen Eingang finden konnten, haben wir im Nachbarhaus geklingelt und haben Kontakt mit der „Frau Nachbarin" aufgenommen. „Der Doktor empfängt durchaus noch Gäste, aber nicht am Nachmittag". Wir waren sehr knapp an Zeit, mussten am nächsten Nachmittag die Fähre in Dover erreichen und erklärten, dass wir nicht allein an Dr. Mutch interessiert wären, sondern besonders an seinen Bambuspflanzen. Frau Nachbarin erklärte uns, die habe sie in ihrem Garten, wo sie schon eingewuchert seien. Sie gab uns sogar einen Spaten, um an Ort und Stelle von ihrem Busch Proben zu entnehmen, die wir in der Nacht bei einer Bed & Breakfast Farm mit Erde versehen konnten. Auf der Heimfahrt machten wir einen Umweg über Kamperland und gaben dem Bambus ein neues zu Hause in unserem Garten. Die Pflanze dankte das mit gutem Wachstum und erreichte im Herbst 1981 eine Höhe von fast 2 Metern. Im Mai 1982 setzte eine starke Blüte ein, in deren Folge die inzwischen auf mehrere Horste angewachsene Pflanze abstarb. Im September 1983 entschlossen wir uns, die tote Pflanze zu beseitigen, dabei fanden wir etwa 12 junge Sämlinge, die wir zunächst im Zimmer überwintern liessen. Im Mai 1984 wurden die überwinterten Pflanzen in Bonn und Kamperland in den Garten ausgepflanzt, wo sie sich sehr gut entwickelten und bald Höhen von mehr als 2 Metern erreichten.

Es fehlte uns ein Name für diesen Bambus. Nach Lawsons Buch entschieden wir uns für „Arundinaria niitakayamensis, wobei dieser Autor sich auf Dr. Nakei und Dr. Muroi vom Fuji Bamboo Gardens in Gotemba, Japan beruft. Da die Pflanzen von Pitt White mit 3 Meter deutlich grösser sind, als die üblichen A. niitakayamensis wurden sie als eigene Variation unter dem Namen ‚Pitt White clone" ins internationale Register aufgenommen. Im Sommer 1996 trat ich mit Dr. Fred Vaupel aus Hamburg in Verbindung, der der Ansicht war, dass unsere Pflanze jetzt den Namen Yushania anceps erhalten hat. In der Literatur (z. B. Recht, Ch., Wetterwald, M. F., Simon, W. Bambus. Stuttgart. Ulmer; 1964. S. 101.) wird Yushiana jaunsarensis „Pitt White" als Name gebraucht. Übereinstimmend wird auf die starke Wucherung verwiesen, unter der wir zu leiden beginnen. Von Vaupel erhielten wir noch den Hinweis, daß mit der Vermehrung aus Samen eine Aufgliederung auf frühere Formen auftreten könne, was wir aber nicht weiter verfolgt haben. Wichtiges Merkmal zur Unterscheidung der Variationen ist die Höhe der ausgewachsenen Pflanzen.

 

 

Exotische Bäume

Araucaria araucana, Andentanne, auch (Chilenische) Schmucktanne

Dies ist eine der 12 Arten ihrer Gattung. In der Heimat wird sie bis zu 50 Metern hoch, bei uns5-10 Meter. Dieser Baum ist inzwischen von der Bambushecke entlang der Einfahrt eingewachsen und überragt diese. Diese Art stammt aus Chile und West-Argentinien und wurde 1795 in Europa eingeführt. Er wird in England „Monkey-puzzle tree" genannt: Er stelle für Affen ein Rätsel dar, wie er zu erklimmen sei. Die Äste sind von starren, dreieckigen Blättern schindelartig bedeckt. Die Blätter laufen in eine scharfe Spitze aus. Unser Baum, der von der Gärtnerei Boot in Kortgene bezogen wurde, wurde 1975 gepflanzt.

Feigenbaum (Ficus Carica)

Sorte Brown Turkey

In Mitteleuropa können Feigenbäume nicht im Freien gezogen werden, oder nur mit extremen Wärmeschutz. Anders in Seeland oder England, wo man sie in geschützten Lagen ohne besonderen Schutz ziehen kann, allerdings ist die Fruchtausbeute sehr wechselhaft. Wir haben unseren Feigenbaum im Jahr 1982 aus England importiert in der Hoffnung auf reiche Ernte, was der Verkäufer Hillier in Ampfield zusagte. Im strengen Winter 1984/85 ist er nach gutem Trieb erfroren, hat aber danach wieder ausgetrieben, so dass er jetzt zurück geschnitten werden musste. Er steht an der Nordseite des Gartens, die er fast ganz bedeckt. Kenntlich ist er an der typischen Form grosser Feigenblätter. Beim Feigenbaum unserer Freunde Dr. Möller in Mercuriuslaan 17 sind fast alle Früchte geniessbar.

Normalerweise trägt unser Baum reichlich Früchte, von denen etwa ein Dutzend im August schon ausreifen und geniessbar sind. Die restlichen Früchte bleiben bis zum Frost hängen, ohne auszureifen. Für unsere südamerikanischen Freunde wird daraus ein Vergnügen, sie haben ein Rezept, nach dem sie die unreifen Früchte pickeln und mit Genuss verzehren.

Wenn Sie reife Früchte während Ihres Aufenthaltes in „Los Palos Altos" erwischen können, ehe sie die Wespen auffressen oder wenn wir im Nachbarhaus Venuslaan 26 nicht anwesend sind, versuchen Sie, ob sie die Seltenheit nicht verzehren können.

Magnolia soulangiana

Aus Japan stammend, hat sich dieses Ziergehölz in den wärmeren Gegenden Deutschlands weit verbreitet, so dass in vielen Städten,. wie in Bonn die Srassen von ihrer üppigen Blütenpracht geradezu den Beginn des Frühlings bedeuten. Unser Baum, der vor der Terrase steht, stellt keine Besonderheit dar, bei der Anlage des Gartens hat der Gärtnr Boot den Baum im Herbst 1973 gesetzt. Seitdem erfreut er frühe Besucher mit seinen getönten Blüten. Ausser gelegentlichen Rückschnitten sind keine Pflegemassnahmen notwendig. Die Art M. soulangiana ist die häufigste der 80 Arten.

Ginkgo biloba (Chinesisch „Silberpflaume", auch „Silberaprikose", Fächerblattbaum, Elefantenohrbaum, engl. Maidenhair tree)

Unser Baum steht am Rande des Blumenbeetes vor der Terrasse, er wurde 1974 mit einer Höhe von 60 cm gepflanzt (Bezug Quelle). Er ist zu erkennen an seinen gelappten oder geschlitzten, dunkelgrünen Blättern, die er im Herbst nach intensiver Gelbfärbung abwirft. Ginkgobäume haben entweder eine breit ausladende Krone, oder wie unser Baum, eine schlanke Wuchsform. Diese letzteren sollen in seltenen Fällen Früchte tragen, die pflaumenartig, etwa 3 cm lang und von gelber Farbe sind. Die meisten Bäume haben nur männliche Blüten, Ginkgo biloba gilt also als zweihäusig. Der Gingkobaum in unserem Bonner Garten hatte im Herbst 2004 Früchte in grosser Zahl, die aber nicht gekeimt haben [Abbildung einfügen]. Das Fleisch der Früchte ist giftig und verströmt einen unangenehmen Duft, die von einer harten Schale umschlossene Frucht wird in Ostasien verzehrt.

Der Ginkgo biloba ist die einzige Art der Gattung, er ist mit Baumfarnen oder Cycaden verwandt, seine Blätter sind als zusammengewachsene Nadeln zu verstehen. Erdgeschichtlich ist er bis ins Unterperm vor 270 Millionen Jahren nachzuweisen. Er kann bis zu 30 Meter hoch werden.

Der Ginkgo unserer Zeit stammt aus China (Provinz Chekiang), wo er seit alters als heiliger Baum in buddhistischen Tempelanlagen angepflanzt wird. Er kam 1754, nach einer Beschreibung von Kew Gardens, von F. N. Hepper 1987 herausgegeben, schon im Jahr 1730 aus Japan nach Holland, wo eine Spur im botanischen Garten in Leiden vermutet werden kann, der 1587 als einer der frühesten botanischen Gärten gegründet wurde. Älter sind nur Padua, 1517, Leipzig 1541, Pisa 1543, Florenz 1550 und Bologna 1560. Eine ausführliche Beschreibung des Gartens von Leiden findet sich in der Biographie des im ganzen 18. Jahrhundert führenden Mediziners Boerhaave (1668-1738), der 1709 bei seiner Berufung auf den Lehrstuhl der Botanik in Leiden gleichzeitig Präfekt des botanischen Gartens wurde (Lindeboom, 1968). Dieser hatte, schon unter den Vorgängern von Boerhaave großen internationalen Ruf und besaß große Sammlungen, die ständig erweitert wurden und deretwegen von Boerhaave eine Erweiterung des Gartens eingerichtet wurde, die aber in der Zwischenzeit verschwunden ist. Boerhaave dokumentierte beispielsweise im Jahr 1725 den Eingang von 1 416 Sendungen mit Samen. Er benutzte dazu seine Beziehungen mit den Kapitänen der Ostindischen Kompanie. Die Universität hatte ihm einen festen Haushalt für den Erwerb der Samen genehmigt. Wenn er die Samen oder Pflanzen nicht im Universitätsgarten unterbringen konnte, pflanzte er diese in seinem privaten Garten an dem vor der Stadt gelegenen Kastell Oud Poolgeest, seinem Wohnsitz. Die Zusendungen erwiderte er großzügig, er führte eine umfangreiche Korrespondenz in sehr viele Länder, auch nach London. Wenn die Einführung des Gingko aus Japan richtig mit 1730 angeben ist, würde das in die Zeit Boerhaaves fallen und zu seinen grössten Errungenschaften zählen. Boerhhave, der 1738 gestorben ist, hat mit seinen Prinzipien die Medizin bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beherrscht. Seine Schüler haben seine Arbeiten bis 1790 kommentiert. Leiden wurde zum Vorbild für Edinburgh, von dort aus gingen Boerhaaves Prinzipien nach Nordamerika, zuerst 1765 nach Philadelphia. Boerhaave hatte ausserdem den Lehrstuhl für Chemie.

Ein Ginkgo biloba wurde 1761 in England aus dem privaten Garten des Duke of Argyll in London (Twickenham) in die neugegründeten Kew Gardens versetzt, wo er heute noch steht. Dieser hatte 1972 eine Höhe von über 20 Metern. In Deutschland wurde er um 1780 erstmalig in den Parks von Kassel, Mannheim und Schwetzingen angepflanzt. Er ist jetzt in der ganzen Welt meist als Einzelbaum in Gärten oder Parks oder als Alleenbaum, wie in Washington, DC, London (Regents-Park) oder Stuttgart verbreitet.

Im deutschen Geistesleben spielt er durch ein Gedicht von Goethe eine Rolle, der in ihm ein Symbol für alles Duale gilt und im Besonderen die Liebe zu Marianne von Willemer beschreibt.

Dieses Baumes Blatt, der von Osten

Meinem Garten anvertraut,

Gibt geheimen Sinn zu kosten,

Wie’s den Wissenden erbaut.

Ist es ein Lebendig Wesen,

Das sich in sich selbst getrennt?

Sind es zwei, die sich erlesen,

Daß man sie als eines kennt.

 

Solche Fragen zu erwidern,

Fand ich wohl den rechten Sinn:

Fühlst du nicht an meinen Liedern,

Daß ich eins und doppelt bin?

Prof. Ernst Beutler, der seit 1925 Direktor des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main war und nach dem Krieg das Goethehaus wieder aufgebaut hat, hat die Umstände der Entstehung des Gedichtes anlässlich des Aufenthaltes in Frankfurt zwischen dem 8. und 15. September auf seiner Rückreise von einem Kuraufenthalt in Wiesbaden in einem Essay um Goethe 1946 ausführlich beschrieben. Danach hat er bei einem Gastaufenthalt im Landhaus Gerbermühle bei Offenbach des Bankiers von Willemer seiner Geliebten Marianne von Willemer die zweite Strophe zusammen mit einem Ginkgo-Blatt, das er vom Garten eines Freundes mitgebracht, gegeben. Wahrscheinlich stammte es vom Park der Brentanos in Rödelheim, wie auch in gegenwärtigen Berichten über die Gärten Frankfurts zu lesen ist. Die erste und die letzte Strophe hat er in Heidelberg, wohin er zur Besichtigung der Bildersammlung von Sulpiz Boisserée, mit dem er zu dieser Zeit tiefgehende Gespräche führte, gereist war. Marianne folgte ihm nach und sie trafen sich an einem Gingko-Baum auf dem Heidelberger Schloss. Nach der Beschreibung des Besuches des Baumes, den Marianne, die 37 Jahre jünger als Goethe war, im Jahr 1860 kurz vor ihrem Tod gemacht hat, stand der Baum im Stückgarten hinter der Elisabethpforte (Ernst Beutler. Essays um Goethe, Band 1, 3. Aufl. Wiesbaden: Dietrich’sche Verlagsbuchhandlung; 1946). Heute wird in Heidelberg auf einen alten Ginkgo, der am Weg zur Terrasse führt, hingewiesen.

 

Mammutbäume

„Los Palos Altos"

Diesen Bäumen gehört unsere besondere Liebe, weswegen wir sie in einer Ableitung auch für den Namen unseres Hauses „Los Palos Altos" mit verwenden. Der Ort, an dem 1883 Mr. Leland Stanford die nach seinem verstorbenen Sohn benannte Universität gründete, wurde nach einem in der spanisch-mexikanischen Zeit legendären, riesigen, El Palo Alto genannten Baum benannt. Der wieder seit 1853 auftretende Name Palo Alto wurde auf einen an der Eisenbahn in der Nähe der Brücke über den San Francisquito Creek stehenden Red Wood (Sequoia sempervirens) übertragen. Dieser hatte bis zu einem Unwetter im Jahre 1886 zwei Stämme. Aus dem umgestürzten Stamm liess sich ein Alter von 960 Jahren ermitteln. Fünf unserer Enkelkinder sind in Palo Alto geboren, könnten also auch „Los Palos Altos", die von Palo Alto, genannt werden.

Alle drei bekannten Mammutbäume sind in unserem Garten vertreten.

Metasequoia glyptostroboides, Urwelt-Mammutbaum, englisch „Dawn Redwood"

Unsere zwei Bäume stehen an der Einfahrt, einer beim Briefkasten, der andere am hinteren Ende. Sie sind nahezu kegelförmig, vom Wind leicht nach Osten geneigt. Die Nadeln, die sie im Winter zusammen mit den Trieben, an denen sie sitzen, abwerfen, sind grün-braun-rötlich. Sie wurden 1974 mit einer Höhe von 40 cm gepflanzt aus einer Lieferung von Quelle und sind seither kontinuierlich gewachsen. Die Rinde ist braun-rötlich und schilfert ab. Das Holz ist extrem leicht, das spezifische Gewicht ist mit 0,27 nur halb so gross wie bei Tannen und Fichten.

Der Baum, dessen Wälder vor 50 Millionen Jahren die Grundlage für die Braunkohle abgaben, galt als ausgestorben. 1941 wurde ein überlebender Baum im Norden von China, in der Provinz Hupeh gefunden, eine wissenschaftliche Beschreibung wurde 1946 veröffentlicht. 1975 erfolgte die Einführung in England, wo die ursprünglichen Bäume 1960 eine Höhe von 25 Metern erreicht hatten. In ihrer Heimat in China können sie 50 Meter erreichen, die Braunkohlenwälder waren wohl 30 Meter hoch.

Metasequioa wird nicht nur durch Samen, sondern auch botanisch durch Stecklinge vermehrt, was uns aber nicht geglückt ist. Sie sind widerstandsfähig gegen Industrieabgase und Pilze. Sie werden daher weit verbreitet und nicht nur in Gärten, sondern auch als Alleenbäume angepflanzt.

Sequoia sempervirens, Coast Redwood

Wir haben zwei Exemplare im Garten, der grössere steht hinter dem Haus, vor den Schlafzimmerfenstern. Ein kleineres Exemplar steht in den Hecken zum Haus Nr. 13 hin. Es musste nach einem schweren Frostschaden im Winter 1985/86 erst über das Niveau der Hecken durchdringen, hat danach aber bald an Höhe gewonnen, wie das in der Natur üblich ist, wo die jungen Bäume warten müssen, bis durch den Untergang der hohen Bäume Licht am Boden frei wird. Oft spriesst rund um einen abgestorbenen Baum aus Wurzelschösslingen ein ganzer Kreis junger Bäume hervor. Die Eigenschaft, sich aus Wurzelschösslingen zu verjüngen, hat sich bei unseren drei Exemplaren (eines in unserem Bonner Garten), die wir 1978 gesetzt haben (Kauf von der Gärtnerei Hesse), schon bald als Vorteil erwiesen. Im Winter 1978/79 hatten alle drei schweren Frostschaden erlitten, sind aber aus Schösslingen gut nachgewachsen.

Die Form der Redwoodbäume ist unregelmässig, die sparrigen Äste sind ungleich verteilt, der Stamm von rötlich-grauer Farbe. Das Holz ist durch seinen Harzgehalt, der ihm die rote Farbe verleiht, gegen Witterungseinflüsse resistent und wird daher gerne sowohl als Werkholz, vor allem aber als Zaun verwendet.

In Kalifornien ist der Baum entlang der Küste in einer Zone von 30 km verbreitet. Durch den kalten Pazifik entstehen kalte Nebel, die oft über das Küstengebirge in das Zentraltal fliessen. Gut ist das in San Franzisko zu sehen, was Mark Twain beschrieb, dass er keinen kälteren Winter als den Sommer in San Franzisko erlebt hätte. Redwoodbäume sollen in der Lage sein, 10 – 20 Prozent ihres Wasserbedarfs aus der feuchten Luft über ihre Blätter aufzunehmen. Das neblige Klima, das in Kalifornien an der Küste vorherrscht, fehlt im Rancho Grande nicht. Von dem ursprünglichen Bestand sind in Kalifornien nur noch 10 – 20 Prozent übrig, um das weitere Abholzen werden heftige Gefechte geführt. Das grösste Exemplar hat eine Höhe von 112 Metern. An Wuchshöhe wird Sequoia sempervirens von keinem anderen Baum übertroffen. Sequoiadentron giganteum ereicht zwar ein grösseres Volumen durch einen dickeren Stamm, erreicht aber durchschnittlich eine etwas geringere Höhe von 95 Meter.

Erreicht haben die ersten Samen aus Kalifornien England 1843 Er kam von dem ehemals russischen Fort Ross, das 1812 gegründet wurde, aber 1841 an Sutter verkauft wurde, da die Russen mit den Lebensbedingungen in Kalifornien nicht zurecht kamen. Die ersten Anpflanzungen in England sind aus den 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts bekannt.

Die Stadt Redwood City, südlich von San Franzisko, in der eine unserer Familien wohnt, hat seinen Namen erhalten, da dort der südlichste Hafen in der Bucht von San Franzisko war, den Schiffe zum Abtransport von Bauholz anlaufen konnten. Nördlich von San Franzisko ist einer der ersten geschützten Parks, „Muir Wood National Monument", der aus einer privaten Stiftung, die aus dem vorsorglichen Erwerb durch einen Liebhaber im Jahr 1871, 1903 entstanden ist. Liebhaber der Filme von Alfred Hitchcock kennen den Park aus seinem Film „Vertigo". Insgesamt gibt es inzwischen an die 40 Nationale und Staatliche Parks, in denen Redwood unter Naturschutz stehen. Big Basin National Park, südlich von San Franzisko, gegründet 1901, ist sehr eindrucksvoll und liegt nahe der Verkehrswege des Silicon Valley.

Sequoiadendron giganteum, Wellingtonie, „Giant Sequoia".

Auch von diesem Baum stehen zwei Exemplare im Garten, ein gut entwickelter vor der Terrasse am Rand der Kirschlorbeerhecke. Das zweite Exemplar hat durch das Anpflanzen der Trauerweide am Durchgang zum Nachbargrundstück stark gelitten und ist jetzt verkrüppelt.

Das gut gewachsene Exemplar zeigt die Kegelform mit stumpfer Spitze. Die Zweige neigen sich in Stammnähe, biegen sich aber an ihrem Ende aufwärts. Die harten Blätter sind schuppenförmig, dreieckig und liegen den Zweigen eng an. Die Zapfen sind oval, sie haben diamantförmige Schuppen mit einer zentralen Einkerbung. Die Rinde ist dick, eingekerbt.

Die Wellingtonie (Namen 1853 von Lindley in England eingeführt) ist in Amerika in der Sierra Nevada in 72 Hainen heimisch und erreicht eine Höhe von 95 (135) Meter. Der Baum wurde 1853 in England (Exeter) und in Schotland (Perth) als Samen eingeführt. Dieser kam aus dem "Calaveros Grove" in Kalifornien. Dies löste eine Popularität im ganzen Land aus, so dass sich Einzelbäume im ganzen Land finden. „Es gibt in England keinen Hügel, von dem man nicht eine Wellingtonie sehen kann", in den USA entwickelte sich vor dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn, die 1863 geschlossen wurde, ein reger Transport von Samen von der Westküste zur Ostküste mit Pferden.

Deutschland soll die grösste Anzahl von Mammutbäumen in Europa haben. Es ist bekannt, dass der König von Württemberg über diplomatische Kanäle aus Washington Samen angefordert hat, was zu einer grossen Sendung geführt habe. Er verteilt die Samen an sine Forstämter. In vielen Karten von Württemberg ist das Vorkommen von Mammutbäumen verzeichnet. Wir entdeckten eine Wellingtonie an der Kirche von Simmersfeld im Schwarzwald, die nach der dort angebrachten Tafel im Jahre 1858, also bald nach der Einfuhr in Europa, gepflanzt wurde und die nach 125 Jahren bis 1984 eine Höhe von 24,00 Metern bei einem Durchmesser von 2,34 Metern (Umfang 7,35 m) erreicht hatte. Ich erinnere mich, dass im Garten des Schlosses, dessen Hofgut meine Eltern gepachtet hatten, eine grosse Wellingtonie stand, die von Ferne sichtbar war und mir das Ankommen zu Hause ankündigte.

Ein schönes Exemplar einer Wellingtonie, das aus derselben Lieferung wie unser Baum stammt, steht hinten in der Einfahrt im Haus Dr. Möller in der Mercuriuslaan,17.

Mit freundlichen Grüßen

Doris und Hans Renschler